Tempo 80 bei Ozon nur "eine Augenwischerei"
Posted: Sun Jul 22, 2007 8:19 pm
Dem Himmel sei's gedankt, nun merken's auch die allerletzten. Nur die Jungs von Greenpeace stehen noch auf dem Schlauch...
Quelle: SonntagsZeitung.chOzon ist importiert: Fahrverbote nützen nichts
Forschungsergebnisse zeigen: 80 Prozent der Belastung kommen aus dem Ausland
Bern - Die Ozonbelastung in der Deutschschweiz ist nicht hausgemacht. Rund 80 Prozent des für Atemwege und Augen schädlichen Reizgases stammen aus dem Ausland. Das Ozon wird grossräumig von starken Winden in höheren Lagen verfrachtet. Zudem fällt aus der Ozonschicht mehr Ozon in tiefere Luftschichten, was die Belastung am Boden verstärkt. Das zeigen neuste Untersuchungen des Labors für Atmosphärenchemie am Paul Scherrer Institut (PSI). Forscher der ETH Lausanne haben nachgewiesen, dass die Importe von Ozon und dessen Vorläuferstoffen aus China und anderen wirtschaftlich boomenden Ländern Asiens stark steigen.
Für Atmosphärenforscher André Prévôt vom PSI ist klar: «Die Belastung mit Ozon, das nicht in der Schweiz entstanden ist, hat zugenommen.» Seit Ende der Achtzigerjahre hat die Schweiz die Emission von ozonbildenden Stoffen halbiert: «Trotzdem ist die Ozonkonzentration im Mittelland im Wesentlichen stabil geblieben.»
«Sofortmassnahmen sind eine Augenwischerei»
Diese Woche stieg die Ozonbelastung vielerorts über den gesetzlichen Grenzwert. Der VCS forderte einmal mehr Temporeduktionen und Fahrverbote. Diese haben aber kaum Wirkung: «Wegen grossräumiger Ozonverfrachtungen fehlt bei Tempo 80 ein messbarer Effekt», sagt Hansjörg Sommer, im Kanton Zürich zuständig für Lufhygiene. «Lokale und kurzzeitige Sofortmassnahmen sind im Grunde nur eine Augenwischerei oder ein Beruhigungsmittel», sagt Atmosphärenphysiker Albrecht Neftel von Agroscope Reckenholz-Tänikon.
Die Schweizerische Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz (BPUK) verzichtet deshalb auf ein Ozon-Interventionskonzept. Geschäftsführer George Ganz bestätigt, dass die neuen Erkenntnisse den Ausschlag gegeben haben. «Weil Sofortmassnahmen nichts bringen, setzen wir voll auf die langfristige Senkung der Stickoxid-Emissionen.» Ganz fordert vom Bund strengere Vorschriften für Dieselmotoren und noch stärkeren Einsatz für internationale Abkommen.
Greenpeace fürchtet, dass in der Sommersmog-Bekämpfung nichts mehr geht: «Das wäre fatal, da die Folgen hoher Ozonbelastung für die Menschen gut dokumentiert sind», sagt Sprecher Cyrill Studer.